„Porphyr - Kirche – Eisenbahn“ unser 6. AWO-Wandertag
Obwohl sich die Großwetterlage gerade umstellte und Regen dringend nötig war, hatten wir an diesem Samstag bestes Wanderwetter. Unsere Tour verlief zum größten Teil in der Stadt und bot trotzdem wieder Natur pur und viele Überraschungen. Treffpunkt war 10 Uhr an der Kita Tausendfüßler in der Herweghstraße, wo uns beide Leiterinnen erwarteten und aufgrund der zahlreichen Wanderfreunde in zwei Gruppen die große, schöne Einrichtung vorstellten, die 2010 umfangreich saniert wurde. Das Außengelände dehnt sich bis zur Frankenberger Straße aus und ist doch völlig im Grünen und unmittelbar am Ebersdorfer Wald gelegen.
Nur wenige 100 m entfernt befindet sich seit April 2008 unsere Sozialstation Chemnitz Ost direkt an der Frankenberger Straße. Wir erfuhren Interessantes über die Arbeit der Schwestern der mobilen Krankenpflege in diesem Wohngebiet.
Unser Weg führte weiter in Richtung Bahnhof Hilbersdorf. Heute stillgelegt, prägte die Eisenbahn in jeder Beziehung das Leben in diesem Stadtteil. Ab 1896 befand sich hier der ehemals größte Rangierbahnhof des Deutschen Reiches. Hier konnte man außergewöhnliche Rangiertechnik im Einsatz erleben: anstatt mit Lokomotiven wurden die Güterzüge mittels einer Seilablaufanlage bewegt.
Der Verein Eisenbahnfreunde „Richard Hartmann“ Chemnitz e.V. hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Befehlsstellwerk III zu erhalten und als technisches Denkmal wieder instand zu setzen. Wir bekamen die einmalige Gelegenheit, die Rangierbrücke zu betreten und das einstige Steuerzentrum des Ablaufberges in alten Glanz zu erleben. Erstaunt mussten wir unsere Vorstellung vom herkömmlichen Rangieren mit Lokomotiven fallen lassen, der Film belehrte uns eines Besseren!
Weiter ging es Richtung Eisenbahnmuseum und dann durch ausgedehnte Gartenanlagen, die uns mit einer frühlingshaften Blütenpracht empfingen. Selbst hier wartete eine Überraschung: Die ehemalige historische Straßenbahn Nr. 8 zum Kaßberg im Original als Gartenlaube umfunktioniert, und daneben dreht eine hübsche Gartenbahn ihre Runden! In der Gartenanlage „Zum Wiesenquell“ legten wir bei leckerem hausgemachtem Kartoffelsalat mit Würstchen dann unsere Mittagsrast ein, auch Aika und Henry, unsere tierischen Begleiter bekamen hier ihre Wasserschale gereicht. Frisch gestärkt wanderten wir nun Richtung Zeisigwald.
Dem Beutenberg, ein vor 290 Millionen Jahren aktiver Vulkan, ist der Versteinerte Wald zu verdanken, sowie der Ebersdorfer Porphyr, der im 19. Jahrhundert als Baumaterial verwendet wurde. Wir erklommen den Fuchsberg, der durch den aufgeschütteten Abraum der Steinbrüche entstand und keinen natürlichen Ursprung hat. Hier bot sich ein Blick auf die wildromantischen Schluchten des Zeisigwaldes, die man hier nicht unbedingt vermutet.
Am Bruchteich vorbei wanderten wir wieder Richtung Ebersdorf, verließen den Wald und durch Wiesen und blühende Rapsfelder gelangten wir zur Ebersdorfer Stiftskirche „Unser lieben Frauen“, einer ehemaligen Wallfahrtskirche. Die berühmteste Wallfahrt hielt 1455 Kurfürst Friedrich von Sachsen ab, als Dankesgottesdienst für die Befreiung seiner Söhne Ernst und Albrecht, die beim Prinzenraub durch Kunz von Kauffungen vom Schloss Altenburg entführt wurden. Die Kleider der beiden Prinzen sowie das Gewand des Retters befinden sich bis heute im Besitz der Stiftskirche. Leider fehlte die Zeit zur Besichtigung der Kirche. Wir hatten uns für den Besuch des Schulmuseums entschieden, welches aufgrund von finanziellen Engpässen wahrscheinlich schließen muss. Ziemlich erschöpft ließen wir uns auf den historischen Schulbänken nieder und ließen ein Stück Kindheit vorbeiziehen.
Es wäre sehr schade, wenn diese liebevolle Sammlung vergangener Schuljahre nicht mehr als Museum erhalten werden kann!
Zum Glück war es nun nicht mehr weit zum Ziel, dem Marie-Juchacz-Haus. Nach interessanten Erläuterungen zu Betreutem Wohnen und zum Pflegeheim und einer kleinen Hausbesichtigung ging es nur noch der Nase nach zum Grill und vor allem den Sitzbänken.
Eine schöne Wanderung ging zu Ende und auf dem Weg zum Auto fing es dann an zu tröpfeln. Ein großes Dankeschön wiederum an die Mitarbeiter der besuchten AWO-Einrichtungen, an Frau Baum, die den Besuch des Hilbersdorfer Stellwerkes ermöglichte und an Herrn Klobe für die Routenplanung und die Erläuterung der interessanten historischen und geologischen Details mit der bewährten Begeisterung!