Ein Lebensweg, geprägt durch die Herausforderungen der Wendezeit
Die Wendezeit – eine Epoche in der Geschichte, die das Leben vieler Menschen in Ost und West für immer veränderte. Für ältere Generationen, die den größten Teil ihres Lebens in der DDR verbracht haben, war die Wende ein Ereignis, das viele Herausforderungen mit sich brachte, wie für Klaus Voigtmann.
Klaus Voigtmann wurde 1940 in Wüstenbrand geboren, einem kleinen Ort nahe Chemnitz. Gemeinsam lebte er dort mit seinen Eltern und seinem Bruder. Voigtmann besuchte ab 1946 die Diesterweg-Grundschule, die er 1954 erfolgreich abschloss.
Im Anschluss absolvierte er von 1958 bis 1960 sein Vorbereitungsstudium. Dieses Studium war notwendig, um später als Techniker arbeiten zu können. Für diesen Weg entschied sich Voigtmann und absolvierte von 1960 bis 1964 in Karl-Marx-Stadt ein Fern- und Abendstudium zum Techniker. Unmittelbar danach ging er für zwei Jahre zur Armee.
Während dieser Zeit lernte er seine spätere Frau kennen, die ebenfalls wie er in der Firma Niles arbeitete. Das Chemnitzer Unternehmen produziert Drehmaschinen und Bearbeitungszentren für Drehmaschinen. Niles Simmons wurde 1833 in den USA gegründet und 1930 übernahm das Unternehmen eine Firma in Chemnitz.
1965 heiratete er seine Frau und bis heute führen die beiden eine glückliche Ehe.
Im selben Jahr begann Klaus Voigtmann ein Fortsetzungsstudium, um sich zum Ingenieur weiterzubilden, welches er 1969 erfolgreich abschloss. Ein Jahr später begann er sein Diplomstudium und schloss dieses 1974 ab.
In der Firma Niles Simmons war er über zehn Jahre lang in verantwortungsvoller Position als zweiter Chef in der Qualitätssicherung tätig.
Nun startete 1989 ein neues Kapitel für ganz Deutschland, die Wende. Für viele Arbeiter in der Industrie stellte das eine Herausforderung dar, so auch für Klaus Voigtmann.
„Experten aus dem Westen wollten uns beibringen, wie man arbeitet und was wir zu tun und zu lassen haben”
Schon bald darauf erlebte er den ersten schweren Schock. Sowohl Klaus Voigtmann als auch viele Arbeitskollegen wurden 1991 von der Firma Niles entlassen.
Um sich wieder in seinen Berufsalltag einleben zu können, absolvierte er ein halbes Jahr in Stuttgart eine Qualifizierung zum Geotechniker. Nach dieser erfolgreichen Ausbildung zog er zurück nach Chemnitz. Bereits Ende der 80er Jahre hatte der Neffe von Klaus Voigtmann ein Ingenieurbüro für Geotechnik in Baden-Württemberg eröffnet. Und so kam es, dass er noch 1991 eine Zweigstelle dieses Ingenieurbüros in Chemnitz übernahm. Das Büro war eine von zwei Zweigstellen, welches sein Neffe nach der Wende in den neuen Bundesländern gründete.
Sein Kollege und er mussten sehr hart arbeiten, um sich in der neuen kapitalistischen Marktwirtschaft zu behaupten, doch es gelang ihnen, einen soliden Kundenstamm aufzubauen.
Ihr Büro war auf geotechnische Untersuchungen und Baugrundanalysen spezialisiert, eine Tätigkeit, die in der wachsenden Bauwirtschaft der 1990er Jahre von großer Bedeutung war.
Bis heute gibt es das Büro unter dem Namen “Baugrundbüro Voigtmann” auf der Hainstraße. Darauf ist Klaus Voigtmann sehr stolz. Ihr Geschäft war sehr gefragt und bekam unter anderem Aufträge wie den Bau der A4, der von Frankenberg nach Chemnitz verläuft. Die A4 wurde von vier auf sechs Spuren ausgebaut.
Voigtmann leitete das Büro bis 2014. Nach insgesamt 56 Jahren Arbeit trat er schließlich in den wohlverdienten Ruhestand. Sein langjähriger Kollege erwarb das Büro und führt es nach wie vor erfolgreich weiter.
Heute lebt Klaus Voigtmann glücklich gemeinsam mit seiner Frau in einem Wohnhaus in Chemnitz. Er schaut zuversichtlich in die Zukunft und erhofft sich, dass er mit ärztlicher Hilfe seine Gesundheit pflegen kann und dass er unter anderem einmal nach San Francisco reist.
Für Chemnitz wünscht er sich künftig mehr Entwicklung und weniger Baustellen, damit Chemnitz eine gern besuchte Stadt wird.
Die Geschichte und der Erfolg von Klaus Voigtmann als Unternehmer zeigt uns, dass es selbst in schwierigen Zeiten möglich ist, neue Wege zu gehen und erfolgreich zu werden.
Maryam Rihal und Delaila Wollmann, Klasse 10, Georgius-Agricola-Gymnasium mit Herrn Voigtmann